Es gibt weiterführende Literatur zum Thema Tod und Erotik

André Chabot „L’érotique du cimétère“

beschreibt anhand von vielen europäischen Friedhöfen die mitunter intensiven Darstellungen erotischer Hingabe im Zeichen der Trauer. Viele Künstler und Schriftsteller kommen zu Wort, so Théophile Gautier in seinen Memoiren: „Ich habe immer die Statue der Frau und den Marmor dem Fleisch vorgezogen.“

Vor allem die geheimnisvolle Atmosphäre des Friedhofs hebt Chabot hervor, hervorgegangen aus der Mischung von nicht mehr diesseitigen Bezügen mit den sehr  dekorativen und emotional bewegenden weiblichen Statuen. Alles verliert den Charakter des Realen und führt zu der Erfahrung einer in sich abgeschlossenen Welt der Verführbarkeit. Eines der letzten Rückzugsgebiete.

Das Sichtbare und das Unsichtbare gehen ineinander über. Der Friedhof verspricht ein Anderswo, fast eine andere Welt, die andere Welt. Das Materielle und das Geistige durchdringen sich.

Figuren wie zu Beginn eines Schauspiels. Nichts ist mehr wie gewohnt. Ein Schweigen wie eine geheimnisvolle Zustimmung der ganzen Umgebung.

Das Verhältnis von Eros und Tod, obwohl auf dem ersten Blick Gegensätze, ist seit jeher ein Thema der Literatur und Kunst. Durch den Tod, durch die Möglichkeit des Verlustes, wird das geliebte Wesen unendlich kostbar. 

> In der mittelalterlichen Liebesmystik und in der Romantik ist der Tod oft ein Bereich der Erfüllung angesichts der defizitären Realität; im Jenseits  ist die Liebe ewig aufbewahrt, wobei die platonisch-christliche Vorstellung von der Auferstehung des Fleisches (Paulus) eine Rolle spielt. Bekannnt ist auch der Wunsch mittelalterlicher Mystikerinnen, im Tod dauerhaft mit ihrem himmlischen Bräutigam vereint zu sein.

> „Der kleine und der große Tod“: Im Gegensatz zum Tod ermöglicht die Erfahrung des Eros eine Rückkehr zur Individualität. Aber auch in der Erotik erfolgt ein Verlassen der gesicherten Selbstidentität bis zur Selbstaufgabe.

Warum aber so viele erotische Frauen auf den männlichen Gräbern? Ein Hinweis gibt die germanische Vorstellung von Begleiterinnen verstorbener Helden ins Jenseits (Walküren), vermischt mit christlichen Engelsfiguren. Hier tritt die Frau als Abbild des weiterführenden Lebens als letztliche Siegerin über den Tod hervor. Die Anziehungskraft weiblicher Schönheit garantiert den Fortbestand der Gattung.

> Der Tod wurde manchmal auch als eine von keiner Trennung mehr bedrohten Wiedervereinigung der Liebenden verstanden: der Tod wird vom Sinnbild der Vergänglichkeit zu dem der Unvergänglichkeit von Liebe (Romantik).

Theresia Heimerl  „Des Todes Entzückungen“ (querelles-net.de)

Die Nähe von Eros und Tod ist seit jeher ein Thema der Literatur- und Kunstgeschichte. Auf den ersten Blick sind es Gegensätze: mit dem Tod endet auch die Liebe.

Es gab aber immer ein Bestreben, sich mit dieser Trennung nicht abzufinden. Ob bei Abaelard und Heloise oder in der Romantik  wird der Tod als mögliche Wiedervereinigung der Liebenden angesehen, ermöglicht durch die christliche Auffassung des Jenseits. Auch bei den mittelalterlichen Mystikerinnen wird der Tod als Vereinigung mit ihrem himmlischen Bräutigam verstanden.