"Des Todes Verzückungen" von Theresia Heimerl
Anfangsnotizen:
Das Verhältnis von Eros und Tod, obwohl auf dem ersten Blick Gegensätze, ist seit jeher ein Thema der Literatur und Kunst. Durch den Tod, durch die Möglichkeit des Verlustes, wird das geliebte Wesen unendlich kostbar.
> In der mittelalterlichen Liebesmystik und in der Romantik ist der Tod oft ein Bereich der Erfüllung angesichts der defizitären Realität; im Jenseits ist die Liebe ewig aufbewahrt, wobei die platonisch-christliche Vorstellung von der Auferstehung des Fleisches (Paulus) eine Rolle spielt. Bekannnt ist auch der Wunsch mittelalterlicher Mystikerinnen, im Tod dauerhaft mit ihrem himmlischen Bräutigam vereint zu sein.
> „Der kleine und der große Tod“: Im Gegensatz zum Tod ermöglicht die Erfahrung des Eros eine Rückkehr zur Individualität. Aber auch in der Erotik erfolgt ein Verlassen der gesicherten Selbstidentität bis zur Selbstaufgabe.
Warum aber so viele erotische Frauen auf den männlichen Gräbern? Ein Hinweis gibt die germanische Vorstellung von Begleiterinnen verstorbener Helden ins Jenseits (Walküren), vermischt mit christlichen Engelsfiguren. Hier tritt die Frau als Abbild des weiterführenden Lebens als letztliche Siegerin über den Tod hervor. Die Anziehungskraft weiblicher Schönheit garantiert den Fortbestand der Gattung.
> Der Tod wurde manchmal auch als eine von keiner Trennung mehr bedrohten Wiedervereinigung der Liebenden verstanden: der Tod wird vom Sinnbild der Vergänglichkeit zu dem der Unvergänglichkeit von Liebe (Romantik).